Salzhemmendorf – Thüste um 1900
Die Region ist geprägt von der Landwirtschaft. Es gibt einige Steinbrüche, in denen sich viele Landwirte im Winter ein Zubrot mit dem Abbau von Kalksteinen verdienen. Der Steinmetzmeister August Gödeke gründet einen Steinmetzbetrieb. Ebenfalls werden in dieser Zeit die Volksbanken ins Leben gerufen mit dem Ziel, die finanzielle Selbsthilfe der Bevölkerung zu stärken sowie vor allem Handwerkern, Bauern und Kleinunternehmern den Zugang zu Krediten zu erleichtern und somit wirtschaftliche Eigenständigkeit zu stärken. So entstand in der Zeit auch eine Volksbank in Wallensen – Thüste.
„Wir haben ein Konto mit einer 8 und ganz vielen Nullen. Die Vermutung liegt also nahe, dass wir das 8. Konto der damals neugegründeten Volksbank bekommen haben, also quasi ein ‚Gründungsmitglied‘ sind“, erzählen Anja und Markus Stichweh von der A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG THÜSTER KALKSTEIN, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Firmenjubiläum feiert.
Genauso lang und eng ist also die Verbindung zur Volksbank.
Seitdem wurde viel bewegt
Aus dem Steinmetzbetrieb August Gödeke ist der in 4. Generation von Markus Stichweh geführte Betrieb A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG THÜSTER KALKSTEIN geworden. Die Volksbank Wallensen ist mittlerweile Teil der Volksbank im Wesertal eG.
In einem Steinbruch zwischen Thüste und Weenzen wird immer noch Thüster Kalkstein abgebaut. Der Kalkstein geht auf einen Süßwassersee zurück, an dessen Ufer sich Muschelschalen vor mehreren Millionen Jahren abgelagert haben. Dieser Ursprung ist noch an der Textur des Thüster Kalksteins erkennbar. Die A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG ist allerdings mittlerweile der letzte Norddeutsche Kalksteinbetrieb, der noch selbst abbaut.
So werden die Kalksteine im Steinbruch von einem Bagger aus der Wand gebrochen und per LKW über die Feldwege zwischen Weenzen und Thüste zum Betrieb gebracht. Dort wird jeder Stein maschinell aufgesägt, um die Qualität zu prüfen und um daraufhin zu entscheiden, welchem Verwendungszweck der Stein zugeführt wird.
Der Thüster Kalkstein ist ein relativ weicher und gut zu bearbeitender Stein. Seine Verwendung findet er unter anderem bei Bodenbelägen, Treppenanlagen im Innen- und Außenbereich, als Natursteinverblendstein oder Bossenmauerstein, aber auch im kreativen Bereich wie der Bildhauerei, bei der Grabmalgestaltung und in der Restaurierung. Ein weiterer wichtiger Produktionsbereich sind Produkte für den Garten und Landschaftsbau wie z.B. Trockenmauersteine oder Pflastersteine.
Die Kunden der A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG sind demzufolge hauptsächlich Steinmetze, Bildhauer, Denkmalpfleger, Baugeschäfte, Garten- und Landschaftsbauer, aber auch Privatpersonen, die Wert auf Qualität und Individualität legen. Diese Kunden kommen aus ganz Deutschland, einzelne auch aus dem Ausland, und nehmen weite Strecken auf sich, um sich ihre Wunschsteine abzuholen.
„Wir fertigen das Material. Verbaut wird es von unseren Kunden“, erklärt Markus Stichweh das Unternehmenskonzept. „Ebenfalls arbeiten wir ausschließlich auftragsbezogen auf Bestellung. So sind wir in der Lage, dem Kunden ganz individuelle Wünsche zu erfüllen wie den Zuschnitt eines Steins auf ein bestimmtes Maß. Auch haben wir keine Mindestabnahmemenge, so dass selbst einzelne Steine zu Restaurationszwecken bezogen werden können“, erklärt er weiter. „Bei uns kann sich der Kunde sicher sein, dass noch jeder Stein in die Hand genommen wird“.
Fünf langjährige Mitarbeiter zählt das familiengeführte Unternehmen.
Und was bringt die Zukunft?
„In unmittelbarer Nähe zu unseren Firmengebäuden ist ein Schaugarten entstanden, wo sich unsere Kunden von den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten unseres Thüster Kaltsteins überzeugen können“, erläutern Anja und Markus Stichweh.
„In diesem Jahr feiern wir unser 125-jähriges Firmenjubiläum. Höhepunkt war mit Sicherheit der Tag der offenen Tür im Juni, an dem sich Interessierte von unserer qualitativ hochwertigen Verarbeitung von Kaltsteinen überzeugen konnten.
Eine 5. Generation A. Stichweh & Söhne wird es wahrscheinlich nicht geben, weil sich unsere Kinder für andere Berufsfelder entschieden haben. Daher ist es unser Wunsch, solange weiterzumachen, wie es geht und auf anderem Weg einen geeigneten Nachfolger zu finden.“
Wir danken Herrn und Frau Stichweh herzlich für ihre Ausführungen, wünschen weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!
Die Firma A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG öffnete anlässlich ihres 125-jährigen Bestehens ihre Türen.
Fotos: A. Stichweh & Söhne GmbH & Co. KG THÜSTER KALKSTEIN, Christian Göke, Volksbank im Wesertal eG